rg Schnackenburg. Rauchschwaden treiben über das Wasser im Schnackenburger Hafen und ziehen hinaus auf die Elbe. Die Sonne steht hoch am blauen Himmel, aber die Feuerwehrleute auf der Arbeitsschute in der Hafenmitte erreicht sie kaum - Berthold Schulz hat ganze Arbeit geleistet.
Denn er ist zuständig für die »realistische Unfalldarstellung», wie auf seinem roten Overall zu lesen ist. Mit Feuer, Rauch und auch einigen unüberhörbaren Explosionen sorgt er an diesem Nachmittag dafür, dass die Großübung der Wasserrettung der Kreisfeuerwehr auch realistisch wirkt. Und das macht es für die Einsatzkräfte der verschiedenen Wehren nicht gerade einfacher, die gestellten Aufgaben zu bewältigen.
Die Lage, die sich Norbert Schott, der Leiter der Kreisfeuerwehrbereitschaft III, für die Wasserrettung ausgedacht hat, ist infernalisch. Mehrere Menschen sind an Bord eines brennenden Schiffes inmitten des Schnackenburger Hafens eingeschlossen, verletzt, andere treiben im Wasser, ein Mensch wird auf dem Grund des Hafenbeckens vermutet, führer- und antriebslose Boote dümpeln am Unglücksort umher, und zudem besteht auch noch Explosionsgefahr. »Das ist schon mit der schlimmste Fall, der eintreten kann. Wenn man so eine Lage beherrscht, dann kann man auch vieles andere handeln», sagt Schott, der an Bord der Schute steht und genau beobachtet, wie die einzelnen Wehren ihre Aufgaben lösen. Bis auf zwei nehmen alle Feuerwehren, die über ein Boot verfügen, an der Übung teil, zudem die Feuerwehr Schnackenburg, die sozusagen die Bodentruppen stellt, die von den anderen Wehren auf den Booten zum Einsatz gebracht werden. Das erste Boot am Ort des Geschehens erkundet die Lage, meldet, und nimmt anschließend eines der führerlosen Boote in Schlepp. Weitere Boote, die außerhalb des Hafens zu Wasser gelassen worden waren, erreichen das Einsatzgebiet, bringen Schnackenburger Feuerwehrleute unter Atemschutz an Bord, fahren Löschangriffe, bringen Wasserpumpen in Stellung und Verletzte ans Ufer. Besonders heikel ist die Aufgabe für zwei der Schnackenburger Atemschutzgeräteträger, die unter Deck in einem völlig zugerauchten, engen Raum Verletzte finden und evakuieren müssen. »Allerdings wären die, wenn die wirklich so lange da unten im brennenden Schiffsrumpf gewesen wären, sicherlich tot», weiß Norbert Schott. »Aber solange der kleinste Funken Hoffnung besteht, Menschen lebend zu retten, haben diese Aufgaben immer absolute Priorität.»
Fast zwei Stunden lang arbeiten die 60 Frauen und Männer der verschiedenen Wehren in der nachmittäglichen Sommerhitze im Schnackenburger Hafen. »Anstrengend, aber notwendig», sagt Andreas Lenz, der Leiter der Wasserrettung. »Man muss vorbereitet sein, und solche Übungen helfen dabei, fit zu sein, wenn die besonderen Fähigkeiten und Mittel der Wasserrettung gebraucht werden.» Daher sind er und sein Stellvertreter Daniel Hoch auch zufrieden mit dem Ablauf der Übung. »Alle haben sich voll reingehängt, die Mannschaft ist gut aufgestellt und gut ausgebildet», sagt Hoch. Und das, was an diesem Tag in Schnackenburg schief läuft, wird in den kommenden Tagen und Wochen »auf- und nachgearbeitet», betonen Lenz und Hoch. »Dafür übt man schließlich.»
(Fotos: Rouven Groß)