Einsätze
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Fordernde Ausbildung

2012 10 4 1Welche Ausmaße Naturkatastrophen annehmen können, weiß in Lüchow- Dannenberg spätestens seit den letzten "Jahrhunderthochwassern" jeder.

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eb. Lüchow. Welche Ausmaße Naturkatastrophen annehmen können, weiß in Lüchow- Dannenberg spätestens seit den letzten "Jahrhunderthochwassern" jeder. Dass auch Waldbrände beim Zusammentreffen mehrere ungünstiger Faktoren sich zu Feuern ausbreiten können, die die Schwelle zum Katastrophenbrand überschreiten, ist ebenfalls keine ganz neue Erkenntnis, gewinnt jedoch angesichts klimatischer, demographischer und geopolitischer Entwicklung zunehmend an Bedeutung.

Zweifelsohne ist die Situation heute nicht mehr mit dem Katastrophenjahr 1975 zu vergleichen. Die genannten Entwicklungen sowie der zunehmende Rückzug der Bundeswehr aus der Fläche erfordern jedoch künftig ein noch engeres Miteinander der unterschiedlichen Hilfsorganisationen mit dem Ziel, das gemeinsame Verständnis füreinander im Einsatzfall zu steigern, und sich angesichts einer sich verändernden Entwicklung der "Großwetterlage" nicht nur mit dem "Status quo" zu begnügen.

Vor diesem Hintergrund vereinbarten der Sachauer Ortsbrandmeister Stefan Schulz und der Ortsbeauftragte des technischen Hilfswekers (THW), Dr. Michael Herrmann, die gemeinsame Ausbildung der Helfer beider Organisationen in der Waldbrandbekämpfung voranzutreiben. Dabei wurde Altbewährtes wiederentdeckt, neue und bekannte Techniken und Taktiken erprobt und viele neue Erfahrungen gesammelt.

Auf die Teilnehmer der Fortbildung wartete ein straffes Programm: An zwei Wochenenden standen insgesamt 30 Ausbildungsstunden auf dem Lehrplan: jeweils 15 Stunden Theorie- und Praxisausbildung waren zu bewältigen. Beide Teile schlossen mit einer Prüfung ab.

In der theoretischen Ausbildung wurde den Teilnehmern das notwendige Grundwissen vermittelt. U.a. wurden folgende Themen behandelt:
- Wie breitet sich ein Waldbrand aus?
- Welche Faktoren haben Einfluss auf das Feuerverhalten?
- Unter welchen Voraussetzungen gehen die Einsatzkräfte mit welcher Taktik vor?
- Unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Mitteln kann man einen Waldbrand auch ohne Wasser erfolgreich bekämpfen?
- Wie schütze ich ein Wohnhaus in exponierter Lage (auch ohne Einsatz von eigenem Löschwasser)?
- Welche besondere Sicherungsvorkehrungen müssen die Einsatzkräfte bei einem Waldbrandeinsatz treffen?

Die Theorie wurde durch zahlreiche Lehrfilme aufgelockert und durch einen informativen Vortrag des Waldbrandexperten Peter Lex über die Waldbrandkatastrophe 1975 abgerundet.

Am folgenden Wochenende galt es für die Teilnehmer zunächst, den Nachweis zu erbringen, dass das Gelernte auch "sitzt". Insgesamt 60 Fragen aus fünf unterschiedlichen Ausbildungsabschnitten mussten in maximal 60 Minuten schriftlich beantwortet werden. Nur wer diese Hürde erfolgreich übersprungen hatte, durfte an der folgenden praktischen Ausbildung teilnehmen.

Diese fand im Rahmen einer verlagerten Standortausbildung im "Einemhofer Forst" statt. Am ersten Ausbildungstag lernten Feuerwehrkameraden und THW-Helfer gemeinsam, wie und mit welchem Gerät man Wundstreifen fachgerecht anlegt, einen Feuersaum mit Sandwurf bekämpft, Feuerinseln vor der Front aufspürt und ablöscht oder aber auch „brandgefährliche" und brandgeschädigte Bäume fachgerecht niederlegt; auch der Umgang mit oftmals belächelten Feuerpatsche wurde trainiert.

Dabei gewannen nicht nur die Teilnehmer, sondern auch die Ausbilder viele neue Erkenntnisse: So stellte sich unter anderem heraus, dass das Bearbeiten des Waldbodens mit der gängigen Plattschaufel oder dem Spaten ein nahezu hoffnungsloses Unterfangen war. Dem hingegen gelang es den Teilnehmern nach einiger Übung und im koordinierten Vorgehen mit Wiedehopfhauen und speziellen Sandschaufeln innerhalb von nur eineinhalb ciraka zehn Meter Wundstreifen anzulegen, ohne sich hierbei zu verausgaben.

Ferner zeigte sich, dass die Durchführung von Nachlöscharbeiten und die Bekämpfung von Feuerinseln in Teams zu jeweils drei Mann mit Löschrucksack, Wiedehopfhaue und Sandschaufel viel weniger aufwendig und beweglicher war als das Verlegen von Schlauchleitungen und das Vorgehen mit Strahlrohren und die Kräfte der Helfer schonte. In dem teils äußerst unwegsamen Gelände bewährten sich zudem die Transportrucksäcke für die mitgeführten Motorsägen.

Nach diesem physisch schon sehr fordernden Tag stand bei Einbruch der Dunkelheit ein einstündiger nächtlicher Orientierungsmarsch an, bei dem verschiedene Stationen abgelaufen werden mussten. Bereits dies war für viele Teilnehmer eine besondere Erfahrung, da die Orientierung in einer gänzlich unbekannten Umgebung und unwegsamen Gelände bei vollständiger Dunkelheit bereits eine besondere Herausforderung darstellte. Hinzu kam allerdings, dass die Teilnehmer nicht nur die volle persönliche Schutzbekleidung, sondern auch ihre Ausrüstung mit einem Gewicht von rund 20 Kilogramm schleppen mussten, was bei dem einen oder anderen Teilnehmer trotz nächtlicher Kühle zu vermehrter Schweißbildung führte. Der Abend endete mit einem Lagerfeuer im Biwak.

Am letzten Tag der Ausbildung galt es für die Teilnehmer im Raum Mechtersen/Vögelsen während eines 16 Kilometer langen Orientierungsmarsches insgesamt fünf Stationen, die durch die Freiwillige Feuerwehr Vögelsen eingerichtet und mit Prüfern besetzt wurden, anzulaufen und dort das am Vortag Erlernte richtig anzuwenden. Auch dieser Marsch wurde mit voller persönlicher Schutzausstattung und unter Mitführung der für die einzelnen Stationen erforderlichen Gerätschaften durch jeden Teilnehmer durchgeführt. Das Programm des Vortages in den Knochen, "Marschgepäck" auf dem Rücken, unwegsames Gelände und die teilweise schwere körperliche Arbeit an den einzelnen Stationen führten manchen Teilnehmer nahe an die Belastungsgrenze. Nach rund viereinhalb Stunden waren die Strecke jedoch von allen Teilnehmern bewältigt und sämtliche Aufgaben erfolgreich gelöst. Die Prüfer der Feuerwehr Vögelsen bescheinigten allen Teilnehmern ein professionelles und besonnenes Vorgehen.

Erschöpft, aber um viele Erfahrungen reicher klang die Ausbildungsveranstaltung am Nachmittag am Gerätehaus Vögelsen aus, die sich in hervorragender Weise um das Wohlbefinden der Teilnehmer kümmerte und die Logistik der gesamten praktischen Ausbildung sicherstellte.

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Bericht und Bilder: eb

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