Neu auf dem Ausbildungsplan der Werkfeuerwehr der SKF Lüchow ist ein Trainingsprogramm durch die dänische Unternehmensgruppe Falck.
Neu auf dem Ausbildungsplan der Werkfeuerwehr der SKF Lüchow ist ein Trainingsprogramm durch die dänische Unternehmensgruppe Falck. Die Falck-Gruppe ist ein weltweit operierendes Unternehmen und innerhalb Europas der größte private Rettungsdienstleister sowie Betreiber der größten privaten Feuerwehr. Hierzu unterhalten sie Ausbildungszentren auf allen fünf Kontinenten.
Zwei dieser Zentren befinden sich in den Niederlanden. Eins in Maasvlakte/Rotterdam, das andere in Dordrecht. Diese zählen zur Unternehmenssparte „Falck-Risc“. Jene zwei wurden nun unlängst von 6 Kameraden der Werkfeuerwehr der SKF GmbH besucht. Die Initiative hierzu kam vom Abteilungsleiter des Bereichs EHS, Andreas Jentz, dem auch die Werkfeuerwehr und der Werkrettungsdienst unterstehen.
Jentz war vor seiner Tätigkeit bei SKF in einem Namenhaften deutschen Chemieunternehmen beschäftigt und sammelte bereits dort Erfahrung mit Falck und deren Ausbildungsarten und –methoden, da er auch da die Kräfte der WF von den niederländischen Kameraden schulen ließ. So hat er zum Ziel gesetzt, dass auch die WF der SKF Lüchow möglichst realistisch ausgebildet werden soll und somit der Ausbildungsstand verbessert wird.
Zu diesem Zweck kam Mark van Hoof, Konzeptmitarbeiter bei Risc, nach Lüchow um sich ein Bild von den Örtlichkeiten, insbesondere über die Prozessanlagen, die Gebäudestrukturen und Betriebsstoffe, zu machen. Alsbald nach diesem Besuch fuhren die Werkbrandmeister Dirk Bosselmann und Tobias Hundt nach Rotterdam um sich von den Möglichkeiten der niederländischen Kollegen zu überzeugen. Hieraus erstellte man gemeinsam ein eigens für die Werkfeuerwehr entworfenes Trainingsprogramm. Und dass die Möglichkeiten der Ausbildung bei Falck ziemlich nah an der Realität ist konnte von den sechs Mitgliedern der WF, die zu Risc gereist waren, schon nach dem ersten Tag des Pilot-Lehrgangs bestätigt werden.
Machte man am Vormittag, nach einer theoretischen Einweisung in Einsatzgrundsätze und über das „lesen“ von Flammen und Rauchgasen, noch Wärme-Gewöhnungsübungen im Flash-Over-Container inklusive Roll-Over und Back-Draft, ging es am Nachmittag im wahrsten Sinne heiß her. Wer schon mal die Gelegenheit hatte in eine holzbefeuerte Anlage zu gehen weiß um den Unterschied zu einer Gasbetrieben. Gerade was Wärme und Verrauchung angeht. Durch einen Conatinerparcours, in einer wirklichen Null-Sicht-Zone, im Seitenkriechgang um den Brandherd zu erreichen. Das Hohlstrahlrohr auf 80 Liter eingestellt. Es bleibt auch keine Wahl. Hat man doch auf halber Höhe des Raumes 700 Grad C° und im Deckenbereich um 1200 Grad C°.
Jeder Tropfen Wasser wäre hier zu viel. Die Schutzfunktion der Einsatzkleidung würde versagen und der vorgehende Trupp vom Wasserdampf gekocht. Und hier brennt „nur“ Holz. Anders als in Wohnungen oder Büros, bei denen noch allerlei Kunststoffe, mit einem gänzlich anderen Brandverhalten, hinzukommen. „Das war schon eine Erfahrung, die man bei der Ausbildung in Deutschland so nicht bekommt. Gerade was die Intensität des Einsatzes betrifft.“, merkte Tobias Hundt nach der ersten Trainingseinheit an.
Bei einer weiteren Übungslage, einem Garagen- und Werkstattbrand, war die Wärmeentwicklung sogar so groß, das der vorgehende Trupp den Einsatz abbrach und den Rückzug antrat. „Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man über Funk durchgibt, das man wieder rauskommt, ohne wirklich etwas erreicht zu haben.“ meinte Werkgruppenführer Andreas Schulz, der in diesem Fall Truppmitglied war. Ausbilder Mario Heijnen, der das Team die ganzen drei Tage begleitete, aber beruhigte: „Es war genau richtig und wichtig den Rückzug anzuordnen“. Galt es doch bei dieser Übung zu erkennen dass man sich nicht unnötig in Gefahr begibt und Eigenschutz nicht nur in Deutschland sondern auch bei Falck-Risc vorgeht. „Wir sind keine Helden-Akademie sondern ein Ausbildungszentrum mit Anspruch; auch auf Unversehrtheit. Sowohl im Training als auch im Ernstfall.“, fügte Heijnen hinzu. Am zweiten Tag widmete man sich der industriellen Brandbekämpfung. Auf dem Aussengelände von Falck-Risc wurden hierzu verschiedenste Übungsszenarien mittels Gasfeuerung nachgestellt. So galt es Wannenbrände abzulöschen, Fließ- und Rohrbrände einzudämmen und zu kontrollieren. Industrieübliche Tanks und Druckbehälter wurden mit Wasserwerfern gekühlt; umliegende Prozessanlagen abgeriegelt.
Auch Schaum und Pulver wurde zum Einsatz gebracht. Hierzu sagte Werkfeuerwehrmann Timo Schulz: „Wann hat man schon mal die Gelegenheit so ausgiebig und in der Größenordnung mit diesen Löschmittel zu arbeiten!“ Werkfeuerwehrmann Frederik Krüger ergänzte: „ Für viele von uns war es das erste Mal überhaupt die Wirkung und Eigenschaften von Pulver und Schaum bei einem echten Brand in solch einem Umfang zu sehen und zu beobachten.“
Am dritten und letzten Tag ging es für die Mannschaft nach Dordrecht. Dort wurde sich ausschließlich mit der Innenbrandbekämpfung in Industriehallen beschäftigt. Auch hier waren sämtliche Anlagen in den Übungshallen mit Gasfeuerung versehen. Christian Klatt, stellv. WerkBM, sagte: „Hier konnten wir das was wir sonst nur aus der Literatur, theoretischen Unterrichten und Trockenübungen kennen, mal in die Praxis umsetzen.“ So zum Beispiel das Abtrennen brennender Bereiche für einen weiteren vorgehenden Trupp oder das Einfangen der Flammen mit einem Hohlstrahlrohr.
Eine Besonderheit die Falck lehrt und auch schon in mehreren Ländern der Welt praktiziert wird, ist das der Einheitsführer mit dem Trupp, oder je nach Lage den Trupps, unter PA in das Gebäude vorgeht. Die einzigen die vor dem Gebäude verbleiben sind der Einsatzleiter und der Maschinist. Anfänglich von den sechs Kameraden der WF belächelt, weil man es aus Deutschland eben nicht anders kennt, war man sich doch am Ende des Tages einig: die Vorteile überwiegen.
So können sich die Trupps auf ihren eigentlichen Auftrag konzentrieren da sämtliche Kommunikation mit dem Einsatzleiter über den Einheitsführer geführt wird. Der Einheitsführer wiederum hat unmittelbaren Kontakt und Einfluss auf die Trupps. Es findet eine laufende Erkundung im Inneren des Gebäudes statt so dass der Einheitsführer seine Beurteilung der Lage gegebenenfalls anpassen kann und Strahlrohre zielgerichteter eingesetzt werden können. Dies führt letztendlich zu einem schnelleren Einsatzerfolg und zu einer erhöhten Minimierung der Schäden durch Brand, Rauch und Wasser.
Abschließend resümierten die Angehörigen der Werkfeuerwehr um Werkbrandmeister Bosselmann; dieses Training soll ein fester Bestandteil der Ausbildung bei SKF werden. Hat man in Holland doch nicht nur Brände gelöscht sondern auch das bereits vorhandene Wissen mit einem Feinschliff versehen und neue Techniken der Brandbekämpfung kennengelernt bzw. diese real anwenden können und unmittelbar die Auswirkungen seines Handelns erlebt.
v.l.n.r. hintere Reihe: Ausbilder Mario Heijnen, Frederik Krüger, Dirk Bosselmann, Christian Klatt
v.l.n.r. vorne kniend: Timo Schulz, Andreas Schulz, Tobias Hundt
Bericht: Christian Klatt
Bilder: Frederik Krüger