Erste Zugübungen nach mehr als zwei Jahren wieder gestartet - Kreisbereitschaftsführer zeigt sich begeistert vom Ausbildungsstand und der Motivation der Einsatzkräfte
Landkreis (hbi) Lange Zeit durften die Kreisfeuerwehrbereitschaften nicht üben. Eine Durchmischung einzelner Feuerwehren galt lange als unmöglich, da man die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren durch eine mögliche Infektionsverschleppung durch mehrere Wehren nicht riskieren wollte. Am vergangenen Wochenende war es endlich wieder soweit – drei Einheiten der sog. Kreisfeuerwehrbereitschaft I übten Zugweise.
Die Kreisfeuerwehrbereitschaften sind Einheiten der Kreisfeuerwehr, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn die örtlich zuständigen Kräfte mit der Bewältigung einer Einsatzlage an ihre Grenzen kommen. Dies kann innerhalb des Landkreises passieren, Kreisfeuerwehrbereitschaften können aber auch auf Weisung des Innenministeriums zu überregionalen Einsätzen entsandt werden. Dazu bilden Mannschaft und Gerät einzelner Ortsfeuerwehren sog. Bereitschaftszüge. Bei der Zusammenstellung dieser Züge liegt ein besonderes Augenmerk darauf, den Brandschutz „zu Hause“ auch bei längerer Abwesenheit der Bereitschaft sicherzustellen. Daher kommen in der Bereitschaft Kamerad:innen und Einheiten zusammen, die sonst eher selten zusammenarbeiten, deshalb muss diese Zusammenarbeit intensiv trainiert werden, damit das Zusammenspiel im Ernstfall funktioniert.
Die Führungsgruppe – zur Unterstützung des Bereitschaftsführers im Einsatzleitcontainer eingesetzt – konnte nach langer Zeit wieder die Abläufe und die technischen Systeme trainieren. Nach dem Aufbau der Einsatzleitkomponente mit Antennen, Besprechungszelt und Absperrbereich ging es los. Funken, dokumentieren, planen. All das geschieht an 4 Arbeitsplätzen in einem besonders ausgestatteten Container. Dieser Container wird auf dem neuen Wechselladerfahrzeug der Kreisfeuerwehr transportiert – auch mit diesem Fahrzeug konnten die Einsatzkräfte jetzt zum ersten Mal üben.
Der 1. Zug, zuständig für die Wasserförderung, übte genau das. An der Badestelle wurde Wasser aus der Dumme bei Bülitz entnommen. Von dort aus wurden fast 2 km Schlauchleitung nach Bülitz hinein verlegt. Für solche Aufgaben verfügt die Kreisfeuerwehrbereitschaft über sog. Schlauchwagen (SW 2000). Auf diesem LKW sind insgesamt 2.000 m Schlauch so verlastet, dass sie während der (langsamen) Fahrt verlegt werden können. Um den Druckverlust aufzufangen, wird etwa alle 400m eine sog. Verstärkerpumpe in die Leitung gebaut. Hier leisten die kleinen, wendigen Tragkraftspritzenfahrzeuge (TSF/TSF-W) der Ortsfeuerwehren tolle Dienste. Sie setzen jeweils die Pumpe mit einem Bediener ab, der Rest der Mannschaft steht mit dem Fahrzeug für weitere Aufgaben zur Verfügung. Insgesamt 5 Pumpen setzte der 1. Zug in Bülitz ein, mit einem eindrucksvollen Ergebnis: trotz erheblicher Druckverluste wurden am Ende der fast 2km langen Strecke neun Strahlrohre in Betrieb genommen und eine sog. „Riegelstellung“ trainiert. Diese Taktik kommt nicht selten bei der Bekämpfung größerer Waldbrände zum Einsatz. Etwa 1.500 Liter Wasser wurden über die lange Strecke pro Minute gefördert und letzten Endes zur Brandbekämpfung abgegeben.
Auch der 2. Zug, dem neben der Wasserförderung auch die Zusatzaufgabe „Hochwasserschutz“ obliegt, stellte sich den Herausforderungen eines Waldbrandes. Hier ging es um die Wasserförderung und das Befüllen sog. Vorratsbehälter. Ein ausreichender Vorrat an Löschwasser ist bei der teils schwer einzuschätzenden Entwicklung solcher Lagen besonders wichtig. Besonderer Augenmerk bei dieser Übung lag darauf, plötzlich auftretende „Probleme“ schnell zu lösen. So musste bspw. die verlegte Schlauchleitung mit Hilfe einer Leiter über eine fiktive Mauer gelegt werden. Während der Arbeiten kam die Einheit dann auf einen verunglückten Waldarbeiter zu, der gerettet und versorgt werden musste. Unterstützt wurde der 2. Zug durch die Führungsstaffel der Samtgemeinde Gartow die so zeitgleich mit ihrem Einsatzleitwagen per Funk die Führung ortsfremder Kräfte üben konnte. Als Vorratsbehälter dienten übrigens nicht zum ersten Mal natürliche Wasserkuhlen im Gartower Wildgatter. Das Wild freute sich über das frische Wasser und genoss das kühle Nass sichtlich.
Kreisbereitschaftsführer Michael Schulze zeigte sich äußerst zufrieden mit den geübten Abläufen.
„Nach einer mehr als zweijährigen Pause bin ich begeistert, wie gut die Abläufe funktionieren. Besonders die Motivation der eingesetzten Kameradinnen und Kameraden ist wirklich bemerkenswert.“
Insgesamt nahmen über 60 Einsatzkräfte aus mehr als 10 Ortsfeuerwehren an der Übung teil.