Das Feuer nach dem Feuer

Prezelle (PB) „Zu einem Großbrand auf einer historischen Hofanlage in Prezelle, OT. Wirl (Landkreis Lüchow-Dannenberg) kam es in den Nachtstunden zum 19.03.24. Gegen 02:20 Uhr war es aus bislang ungeklärter Ursache zu einem Brand im Bereich des Reetdaches des Mehrparteienhauses (ehemaliges Forsthaus in einem Waldgebiet) gekommen“ – mit diesen Zeilen beginnt der Polizei-Bericht zu einem Ereignis, das umgehend seinen Niederschlag in der Berichterstattung der EJZ, des NDR und diversen anderen Medien wenige Stunden später regional wie überregional fand: ein historischen Waldarbeiterhaus, 1703 erbaut, wurde u. a. in kurzer Zeit ein Raub der Flammen.

Reet sorgt für schnellste Ausbreitung

Das Reet gedeckte Dach des großen ehemaligen Forsthauses stand bereits im Vollbrand, als die Prezeller Feuerwehr als erste am Einsatzort eintrafen. „Die Wärmeentwicklung war soweit vorangeschritten, dass nahegelegene Schuppen, eine Eiche und ein kleines Wohnhaus, ebenso mit Reet gedeckt, bereits Feuer gefangen hatten oder – im Fall diverser kleinerer Nebengebäude – unmittelbar bedroht waren“, schildert der stellvertretende Prezeller Ortsbrandmeister Johannes Gäde die sich ihm bietende Situation.

Acht Wohneinheiten umfasste das Forsthaus, wobei nur zwei dauerhaft bewohnt waren. Dessen Bewohner, zwei Männer im Alter von 66 und 67 Jahren sowie deren Haustiere, waren zu diesem Zeitpunkt außer Gefahr, weitere Menschen nicht im Gebäude. So konnte sich im ersten Schritt die Feuerwehr darauf konzentrieren, eine Ausbreitung des Brandes auf weitere naheliegende, zum Teil trockene, Kiefern sowie die Nebengebäude zu verhindern.
Die weit abgelegene Einsatzstelle barg für die Wehren aber ein besonderes Hindernis: die Wasserversorgung. Schnell wurde deutlich, dass weitere Helfer benötigt wurden, um der Lage Herr zu werden. Die Drehleitern aus Dannenberg und Lüchow sowie die Kreisfeuerwehr-Bereitschaft 1 – u.a. spezialisiert auf Wasserförderung – wurden ebenso alarmiert, wie viele weitere Wehren (siehe Kasten), die die bereits eingesetzten Kräfte unterstützen sollten. So waren zwischenzeitlich über 180 Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Ort. Die ersten (!) Löscharbeiten dauerten schließlich bis weit in die Morgenstunden.

Brandwache unverzichtbar

An dieser Stelle enden dann für gewöhnlich die Pressestimmen. Doch was dann kommt, nimmt manches Mal genau so viel oder gar mehr Zeit in Anspruch, wie die erste Brandbekämpfung selbst. „Die Wehr aus Prezelle hat natürlich zunächst die Brandwache gestellt“, erläutert Gäde und ergänzt: „Trotzdem wurde Dienstag gegen acht Uhr erneut nacharlamiert, um Kameradinnen und Kameraden, die bereits die ganze Nacht im Einsatz waren rauszulösen und diese mit frischen Kräften zu ersetzen“.
„Ein historische Gebäude dieser Größe, zudem mit Reet eingedeckt, birgt immer noch ein großes Potential an Feuergefahr, insbesondere, wenn die verbliebenden Brandlasten nunmehr übereinander liegen oder teilweise in die Kellerräume hineingesackt sind“, erklärt Gäde einen Aspekt der vielstündigen Brandwache, die zunächst nachmittags endete und in den Abendstunden erneut fortgesetzt wurde.

Insbesondere der Einsatz von Schaum sollte die Glutnester ausschalten, die unter – zum Teil schwer erreichbaren – Haufen von u.a. Reet, Holz und umgestürzten Innenwänden schwelten.Weitere Alarmierungen am Folgetag

Der darauf folgende Mittwochmorgen sah wieder verschiedene Wehren am Einsatzort, da um ca. acht Uhr zu Nachlösch-Arbeiten gerufen wurde. Jetzt machten sich die Wehren aus Prezelle, Lanze, Lomitz und Gartow mit insgesamt sechs Fahrzeugen erneut auf den Weg nach Wirl – und begannen einen mehrstündigen Kampf gegen Glutnester, die zum Teil erst umständlich freigelegt werden mussten. In großen Haufen lagen Innenwände, schwerer Stämme des Dachstuhls, verbliebene Reste des Reetdachs, Möbel und Steine übereinander. Über drei Stunden dauerten die Nachlösch-Arbeiten, wobei vornehmlich mit Lösch-Schaum agiert wurde, um den Glutnestern sprichwörtlich „die Luft zum Atmen“ zu entziehen und sie durch den Schaum zu ersticken.
„Der mehrstündige Aufwand ist nicht nur wegen der Größe und Qualität der Einsatzstelle notwendig gewesen“, so der stellvertretende Ortsbrandmeister, „sondern resultiert auch aus deren Lage: Bevor wir die zur mehrere Kilometer entfernen Hofstelle Prezelle Siedlung ausgelegten Schläuche wieder bergen, müssen wir uns sicher sein, dass wir bis in die Keller hinein alle Nester gelöscht haben“.

Über 50 Helfer erneut zugegen

Eben diese zahlreichen Schläuche, vier 5000-Liter-Faltbehälter und diverse andere Materialien galt es zu guter letzt abends aufzunehmen. Die Prezeller Wehr startete dazu einen Aufruf in der Samtgemeinde Gartow – und sechs Wehren schickten erneut Personal: Über 50 fleißige Freiwillige kehrten abends als Helfer für die Helfer wie selbstverständlich zurück – einige Wehren waren somit ein drittes Mal vor Ort!
Ebenfalls waren Mitarbeiter der Feuerwehrtechnischen Zentrale aus Dannenberg wieder in Prezelle eingetroffen und viele Hände halfen, deren Material wieder zu verlasten. Da sich nicht zwischen Wirl und Prezelle Siedlung Schläuche befanden, sondern auch noch an der Einsatzstelle direkt, waren schlussendlich über 100 Schläuche, Verteiler und vieles andere mehr aufzunehmen. Dank der zahlreichen Kameradinnen und Kameraden „konnte das in Rekordzeit umgesetzt werden, ein großes Dankeschön an alle, die uns unterstützt haben“, schließen am Mittwochabend Ortsbrandmeister Malchow und sein Stellvertreter Johannes Gäde gemeinsam diesen denkwürdigen Einsatz ab. Dass schlussendlich einige Helfer im einsetzenden Regen standen, der zudem mehrere Stunden anhielt, störte niemanden mehr ...

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