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Zeitzeugen erzählen: Alfred Braband (†) , Teil 1

Schneise1Es sind faszinierende Aufzeichnungen, die der inzwischen verstorbene Alfred Braband zwei Monate nach der großen Waldbrandkatastrophe vom August 1975 für die Elbe-Jeetzel-Zeitung zu Papier gebracht hat. Der damalige Leiter des Ordnungsamtes beim Landkreis Lüchow-Dannenberg schildert die Entstehung und Ausbreitung des Feuers, dessen Bekämpfung und die daraus resultierenden Erkenntnisse.

(fri) Lüchow. Es sind faszinierende Aufzeichnungen, die der inzwischen verstorbene Alfred Braband zwei Monate nach der großen Waldbrandkatastrophe vom August 1975 für die Elbe-Jeetzel-Zeitung zu Papier gebracht hat. Der damalige Leiter des Ordnungsamtes beim Landkreis Lüchow-Dannenberg schildert die Entstehung und Ausbreitung des Feuers, dessen Bekämpfung und die daraus resultierenden Erkenntnisse.

Braband stellt fest, dass in den hiesigen Wäldern brandgefährdete Kiefern dominieren und Laubbäume eher selten vorkommen: „…wo Unterholz, Gras und Nadelboden leicht austrocknen und auf Funken wie Zunder reagieren. Brennt es erst einmal am Boden, fachen die harzigen Stämme und Äste, dazu die ätherischen Öle der Nadeln den Brand weiter an. Schnell springt das Feuer die Kronen empor und entwickelt sich zum Vollfeuer. Durch den Orkan vom 13. November 1972, der vor allem die Kieferbestände verwüstete, war die Brandgefahr teilweise durch trockenes Schlagreisig, Baumkronen, Stubben und aufgestapeltes Lang- und Meterholz noch erhöht.“

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Der Oberamtsrat geht auf den Gartower Forst ein, der vor der Katastrophe zu 95 Prozent aus Kiefer-Monokulturen besteht. Die Stützpunkte von Feuerwehren sind in jede Richtung zehn Kilometer entfernt, mit Ausnahme von drei Rohrbrunnen des gräflichen Forstamtes gibt es keine Löschwasserstellen. Nur zwei Straßen durchschneiden das Gebiet und treffen sich etwa in der Mitte. Braband schildert weiter die Waldbrände begünstigende Witterungsverhältnisse zu diesem Zeitpunkt: „Seit Mitte Mai hatte es nicht mehr nennenswert geregnet. Seit langem brannte die Sonne erbarmungslos auf das verdurstende Land und ließ den Boden trocken wie Asche werden.“ Er berichtet von subtropischen Hitzewellen im Juli und August, niedriger Luftfeuchtigkeit und extremer Dürre. Als am Mittag des 12. August der erste Brand im Landkreis ausbricht, liegt die Temperatur mit steigender Tendenz bei 32 Grad. Dazu facht Wind von Stärke 3 bis 5 (20-40 Kilometer pro Stunde) die Flammen an.

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Erschwerend kommt hinzu, dass die Lüchow-Dannenberger nur wenig Hilfe von ihren Nachbarn erwarten können. Im Norden, Osten und Süden lässt die 144 Kilometer lange, verminte Friedensgrenze der DDR, ganz abgesehen vom politischen Willen, Unterstützung nicht zu. Im Kreis selbst gibt es nur wenige Tanklöschfahrzeuge. Eines davon ist zusammen mit zwei hiesigen Allrad-Löschgruppenfahrzeugen im Landkreis Celle im Einsatz, wo schon seit Tagen die Waldbrände wüten. Der Ordnungsamtsleiter schildert, dass alle Vorbereitungen zur Gefahrenabwehr getroffen sind, darunter die erforderlichen Kommunikationsverbindungen, die Besetzung der Feuerwachtürme und ein Beobachtungsflug über gefährdete Gebiete. Um 11.55 Uhr geht in Gartow eine Feuermeldung vom Turm Falkenmoor ein. Kurz darauf meldet der Gartower Gemeindebrandmeister „eine sich verstärkende Rauchentwicklung zwischen Gorleben und Gedelitz“. Die Katastrophe hat Lüchow-Dannenberg erreicht.

Auf die Schilderungen von Alfred Braband wird auch in den nächsten Beiträgen dieser Reihe zurückgegriffen.

Bericht: Johann Fritsch

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